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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Annalen des fränkischen Reichs im Zeitalter der Merovinger - S. 62

1873 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
62 Zweiter Abschnitt. dessen italischen Unternehmungen konnte sich das auf 3 Seiten von fränkischer Herrschaft umklammerte Baiuwarenland unmöglich in nationaler Unabhängigkeit behaupten. Nach dem Prolog zu lex Rip. Alam. Baiuw. steht Baiern schon unter Theuderichs I. Herrschaft. Doch vgl. oben zur lex Rip. p. 32 n. 1. Die Annahme einer Eroberung durch die Pranken wird durch das völlige Schweigen der Quellen ausgeschlossen (ganz unstatthaft ist die Beziehung von Yenant. Fort. Vi, 2 auf einen Sieg über die Baiern), vielmehr deutet die in der lex Baiuw. tit. Hi, c. I.1 gemachte die Herzogswahl betreffende Concession auf eine freiwillige, vertragsmässige Unterordnung. Ueber die lex Baiuw. s. zu 638, über die Christianisierung des Landes zu 694. : — Die Anfänge keines deutschen Stammes sind in so tiefes Dunkel gehüllt wie Name und Herkunft der Baiern, die unzweifelhaft deutschen Ursprunges um die Mitte des 6. Jahrh. zwischen Lech, Donau und Alpen (Paul. Diac. Hi, 29: Noricorum — provincia, quam Baioariorum populus inhabitabat, habet ab Oriente Pannoniam, ab occidente Suaviam, a meridie Italiam, ab aquilonis vero parte Danubii fluenta) als ein staatlich organisiertes Volk unter Herzögen aus dem Geschlechte der Agilolfinger in der Geschichte auftreten. Erste Erwähnung des Namens bei Jordanes d. r. g. 55 (um 540): Nam regio illa Suavorum ab Oriente Baioarios (al. Bagoarios, Boiaricos, Bai-baros, Baiobaros) habet, ab occidente Francos, a meridie Burgundiones, a ! septentrione Thuringos.2 Von den über die Herkunft des Yolkes aufgestellten Meinungen ist als aufgegeben zu betrachten die Ableitung von den keltischen Bojern, deren einstiges Yorhandensein im Süden der Donau überhaupt nicht nachgewiesen werden kann; für einen aus den Resten der Heruler, Rugier, Skiren und Tttrkilinger hervorgegangenen Völkerbund, der sich den Namen der ehemaligen (aber gar nicht nachweisbaren!) bojischen Bewohner des Landes beigelegt, halten die Baiuwaren Männert, Rudhart und andere Forscher (auch Rettberg H, 172 if. und Waitz I, 13 n. 2). Doch ist auch diese Ansicht mit schwer zu widerlegenden Gründen bekämpft worden von Zeuss, die Herkunft der B. von den Marcomannen, München 1839, dem J. Grimm G. d. d. Spr. I, 502 und Büdinger Oest. G. 488 — 90 beipflichten. Auch an Herleitungen von den Franken und Alamannen hat es nicht gefehlt. Quitzmann ‘Abstammung, Ursitz und älteste Geschichte der Baiwaren ’ München 1857 findet den Ursprung des Yolkes in dem nach Tac. ann. H, 63 aus den Gefolgschaften (schwerlich aus diesen allein. S. Waitz I, 361. n. 3.) der in der Verbannung lebenden Marcomannenkönige Maroboduus und Catualda zwischen March und Theiss gegründeten und der Herrschaft des Quaden Yannius unterstellten Reiches. Das so aus Marcomannen und Gothen entstandene neue Volk sei von seinen Nachbarn bai-uuäras d. h. ‘die beiden Bünde’ (von uuära ahd. bund, foedus und bai goth. beide) genannt worden, dieser Name aber durch den der Sueven und Quaden, welche den röm. Schriftstellern geläufiger waren, verdeckt geblieben. Das Volk habe bis gegen Ende des 1) Ll. Iii, 289: Dux vero qui praeest in populo illo semper de genere Agilolvin-garum fuit et debet esse, quia sic reges antecessores nostri concesserunt eis. Dass die Agilolfinger bairischen Ursprungs und das herzogliche Haus, so weit wir von demselben Kunde haben, zum Christentum sich bekannte, betont Waitz Nachr. 1869. 136 ff. 2) Vielleicht schon früher auf der von Müllenhof Abh. d. Berl. Ac. 1862 s. 537 in das Jahr 520 gesetzten Völkertafel: Burgundiones Thoringus Langobardus Baioarius. Waitz Ii, 74 n. 4.

2. Annalen des fränkischen Reichs im Zeitalter der Merovinger - S. 3

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Vorgeschichte, c. 200 — 481. 3 selnd finden wir sie gegen den gemeinsamen Feind vereinigt, die einzelnen Stämme bewahren noch längere Zeit ihre Sonderesistenz unter besonderen Volkshäuptern und mit besonderen Interessen (Fauriel I, 157). Später zu einem Volke verschmolzen, repraesen-tieren sie bei ihrem ersten Auftreten nichts als einen Namen, unter dem sie von den römischen Schriftstellern zusammengefasst werden. Als später fränkisch sind mit Sicherheit nachzuweisen: 1) Chamaven, schon von Tac. ann. Xiii. 55 (Chamavorum quondam ea arva, mox Tubantum et post Usipo-rum fuisse) als die ältesten Bewohner des nachher von den Tubanten, dann von den Usipetern besetzten Uferstriches zwischen Lippe und Drususcanal genannt (Zeuss 91, Dederich 13). Von den Usipetern waren Tubanten und Chamaven die Yssel hinab-gediängt worden. Später (c. 70 p. Ch.) erscheinen die Usipeter im Süden und belagern mit Chatten und Mattiaken Mainz (Tac. hist. Iv, 37: mixtus ex Chattis Usipis Mattiacis exercitus; vgl. Geim. 32r proximi Chattis certum iam alveo Rhenum quique terminus esse sufficiat, Usipi ac Tencteri colunt).1 Gegen Ende des 1. Jahrhunderts wohnen die Chamaven wiedei am Rhein. Tac. Germ. 34: Angrivarios et Chamavos a tergo Dulgubini et Chasuarii cludunt — a fronte Frisii excipiunt. Dass sie vorher an der Weser Wohnsitze gehabt (Zeuss 92), ist nicht wol anzunehmen; ich halte die betreffenden Worte des Ptole-maeus für verderbt mit Dederich J. Caesar 84, dessen Emendationsversuch (Xcciqovat-xo/al^uo für Xaiqovcr/.ol y.al Ka^avoi) freilich nicht ohne Bedenken ist. Dann erscheinen die Chamaven erst wieder auf der tab. Peut. (s. o.), spätere Erwähnungen in den folgg. Anmm. 292. 309. 358. 2) Attuarier2 (= Hattuarier, Chattuarier, vgl. Zeuss 100.337. Dederich 75). Anm. Marc. Xx. 10, 2: regionem subito pervasit (sc. Julianus) Francorum quos Attuarios vocant (s. z. 360). Heimat und Abstammung der Attuarier ist schwer nachzuweisen. Die Ansicht von Zeuss (100), der in diesem Namen nur eine gemeinsame Bezeichnung der Bataver und Caninefaten als Bewohner der Rheininsel sieht (ähnlich v. Wietersheim I, 296), widerlegt Dederich 78 f., nachdem er die Frage nach den ursprünglichen Wohnsitzen gründlich erörtert hat (73 ff.): Die Attuarier, von Tiberius im J. 3 p. Ch. unterworfen (Velleius Ii, 105), erscheinen als westliche Nachbarn der Bructerer, sie werden noch von Strabo Vii, 1 unter den von Germanicus unterworfenen Völkern genannt, dann erst wieder bei Amm. Marc. (s. o.). Zeuss macht jedoch sehr wahrscheinlich (582),^ dass ein Teil von ihnen von Constantius Chlorus (s. zu 290) nebst Chamaven an den linken Oberrhein verpflanzt wurde. Diese Berührung mit den Chamaven weist daraufhin, dass sie in die Sitze der Usipeter eingerückt seien (s. o.); Julian findet sie an der oberen Ruhr (Amm. Marc. a. a. 0. s. zu 360. Zeuss 341 f.); ihre Sitze befanden sich also auf beiden Seiten der Lippe und zwar nördlich bis Emmerich. Es lässt sich nemlich neben dem Bructerergau südlich der Lippe noch eine Hatteragau (Zeuss 337 n.) an Ruhr und Lippe nachweisen, der sich nördlich noch über die Lippe hinaus erstreckte; ■von diesem hat ein District zwichen Emmerich und Rees, der pagus Hettera, die Hetter, den Namen (Dederich 77) und dies deutet auf einen ursprünglichen Wohnsitz der Attuarier. Später Hessen sich dieselben, wahrscheinlich durch die vordringenden Salier verdrängt, auf dem linken Rheinufer zwischen Ubiern und Batavern nieder, wo zwischen Rhein, Niers und Maas der Attuariergau genannt wird (Zeuss 337. Dederich 77). Da auch, wie Dederich zeigt (77 f.), der nach den Chamaven genannte Gau Hamaland sich 1) Ob Usipeter und Tencterer, welche Zeuss (90. 305) auf Ptolemaeus gestützt, in den Alamannen aufgehen lässt, zu den Franken zu rechnen, wie Usinger 604 n. 2 behauptet, ist wenigstens zweifelhaft. 1 ’ .. . ^ Vielleicht findet sich der Name auch in dem Anhang zu dem Verzeichnis der römischen Provinzen vom J. 297, wenn hier mit Müllenhoff (Abh. d. Berl. Aead. 1862 p. 492) .rranci Chattuari statt Gallovari zu lesen ist. Waitz Ii 8. n 3 Waitz Ii, 8. n. 3. 1 *

3. Annalen des fränkischen Reichs im Zeitalter der Merovinger - S. 4

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4 Erster Abschnitt. bis Emmerich erstreckte, so darf auf eine ursprüngliche Nachbarschaft der Attuarier und Chamaven geschlossen werden. 3) Ampsivarier. Von den Chauken aus ihren ursprünglichen Sitzen (wol an der Ems, von der sie aber nicht den Namen haben, Zeuss 90 n., Müllenhoff in Haupts Zeitschr. Ix, 237 ff., der die Ampsivarier für eine Abteilung der Angrivarier hält), wahrscheinlich wegen ihrer Hinneigung zu Rom vertrieben, suchen sie erst bei den Römern, dann bei den Usipetern und Tubanten vergeblich Zuflucht (Tac. ann. Xiii, 55 f.), quorum terris exacti cum Chattos, dein Cheruscos petissent, errore longo — in alieno, quod iuventutis erat, caeduntur; imbellis aetas in praedam divisa est (ebend. 56). Doch erscheinen sie später als selbständiges Volk. Sulpic. Alexander bei Greg. Ii, 9: Arbogastes — Agrippinam — petiit: ratus tuto omnes Franciae recessus penetrandos — transgressus Rhenum, Briete ros ripae proximos, pagum ctiam quem Chamavi incolunt, depopulatus est, nullo unquam occursante, nisi quod pauci ex Ampsuariis et Chattis (wofür wol mit Dederich J. Caesar 87: Chattuariis zu lesen, da die eigentlichen Chatten nicht zu den Franken zu rechnen sind. S. auch Usinger a. a. 0. G04 n. 2. Doch vgl. Zeuss 327 f., der Chatten und Sigambern als die beiden fränkischen Hauptvölker betrachtet. Sicher ist es aber irrig, wenn man wie Mosler a. a. 0. die Chatten als den Grundstock der fränkischen Völkervereinigung ansieht.) Marcomere duce in ulterioribus collium iugis (Höhenzug zwischen Eltenberg und Montferland nordwärts von Emmerich? Dederich 87) apparuere.1 S. zu 392 (vgl. Bender 17). 4) Sigambern (Gambrivii bei Tac. Germ. 2). Ihr Stammland ist das Gebiet auf beiden Seiten der Ruhr (Zeuss 85) von der Lippe bis zur Sieg, von deren Mündung an bis nach Deutz sie den Rhein berührten (Caes. b. g. Vi, 35: Sugambri qui sunt proximi Rheno, die rheinischen Sigambern im Gegensatz zu denen im Binnenlande. Dederich 39, der s. J. Caes. 44.49.). Ueber ihre Kämpfe mit den Römern bis auf Tiberius s. Caes. b. g. Iv, 16 —19, Florus Iv, 12, 24, Dio Cass. Liv, 20 (clades Lolliana, vgl. Veil. Ii, 97. Suet. Aug. 23.) 25.32. 33, Strabo Vii, 1. Zeuss 83 ff., Dederich 39 if. 58. Tiberius brach die Kraft dieses Volkes, indem er einen Teil desselben (quadraginta milia dediticiorum Suet. Tib. 9. Diese Zahl ist auch bei Eutrop. Vii, 9 herzustellen) über den Rhein auf römischen Boden brachte (in proximis Rheni agris conlocavit. Suet. Aug. 21; vgl. Tac. ann. Ii, 26), wo sie zwischen Batavern und Ubiern unter dem Namen Guberni (Plin. Iv, 17: hinc Ubii, colonia agrippinensis, Guberni, Batavi. Bei Tac. hist. Iv, 26. V, 16 heissen sie Gugerni) auftreten, wahrscheinlich mit einer früher dort angesessenen Bevölkerung dieses Namens vermischt. Die zurückgebliebene Hauptmasse zog sich weiter nach Osten und erscheint nun unter dem Namen Marsi. (Zeuss 86, vgl. Strabo Vii, 1.) Diese mehrfach bestrittene (s. Dederich 147 n. 1) aber sehr wahrscheinliche Vermutung (vgl. besonders v. Wietersheim I, 293 und die dort angeführte Abhandlung), sucht Dederich (148 f.) weiter zu begründen; nach ihm bezeichnet der Name Sigambern ein aus verschiedenen Stämmen bestehendes Gesammtvolk, oder den Namen des mächtigsten 1) Aus dieser wichtigen Stelle folgt nicht unbedingt die Zugehörigkeit der Brueterer zu den fränkischen Völkern, zu denen sie nirgends ausdrücklich gerechnet werden, wenn sie auch öfter mit ihnen verbündet sind. Zeuss 350, vgl. auch Bender 18; s. zu 306. 309. Ueber ihre Sitze in dem Winkel zwischen Ems und Lippe und die Ems hinab (auf beiden Seiten) bis zu den Frisen und Chauken s. Zeuss 92 f. v. Wieter she im I, 297. Ihre angebliche Vernichtung durch Chamaven und Angrivarier Tac. Germ. 33. Dederich 13g. Später sind sie nach Süden gedrängt und wohnen südlich von der Lippe am Rheinufer im Bructerergau, hier zeigt sie auch die tab. Peut. Zweifelhaft scheint mir auch, ob die gewöhnlich zu den Franken gerechneten Tubanten (Ledebur 87 f. Dederich 153. Bender 17 n. 31 s. zu 309), die westlich von den Bructerern in der wol nach ihnen benannten Landschaft Tubantia, Twente wohnten, zu den fränkischen Völkern zu rechnen sind, da kein ausdrückliches Zeugnis vorliegt. Nach Zeuss (90. 305) sind sie wie die Usipeter und Tencterer in den Alamannen aufgegangen.

4. Annalen des fränkischen Reichs im Zeitalter der Merovinger - S. 29

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Das salische Gesetz. 29 übertragen werden (Xlvi). Mündigkeit trat mit dem 12., in noch früherer Zeit mit dem 10. Jahre ein und verlieh das Recht der Teilnahme an der Gemeinde. b) Leten 1 oder Liten, Hörige. Sie haben einen Herren, sind aber persönlich frei (L, 1) und haben das halbe Wergeid des Freien. Etwas Anderes sind die Laeti, welche gegen Kriegsdienst vom römischen Staate Land empfiengen. (Waitz I, 181, Roth Bw. 48 ff.) Ihnen gleich stehen die pueri regis (Xiii, 4; Xlii, 3), wahrscheinlich Unfreie im Dienst des Königs (Waitz Ii, 175 n. 2. Bestimmter Roth Bw. 120 n. 41. Vgl. Sohm 534 n. 26). Zur völligen Freilassung eines Leten bedurfte es einer ähnlichen Handlung wie bei den Sclaven (Xxvi). c) Die römische Bevölkerung,2 im Staate noch nicht gleichberechtigt mit den freien Franken (Waitz 102. Ueber den Zustand unter Chlodovech s. zu 486): possessores, Grundbesitzer mit halbem Wergeid und tributarii, in welchen man die römischen Colonen zu erblicken hat (Roth Bw. 83, Waitz Ii, 186, der sie früher für zur Kopfsteuer verpflichtete Grundbesitzlose hielt) mit 62 x/2 solidi Wergeid (Xli, 3, vgl. Xxxix, 4, W. Xli, 7). d) Sclaven, unfreie Knechte. Wergeid 30 solidi (Xxxv, 5; X, 1); als Sache angesehen (X, 1: si quis servum aut cavallum vel iumentum furaverit — solidos 30 culpabilis iudicetur.) Eheliche Verbindung zwischen Freien und Sclaven hatte den Verlust der Freiheit zur Folge (Xiii, 5). — Von einem Adel weiss die lex nichts. So weit ein solcher früher vorhanden war, mag er teils in den der Ansiedlung vorangegangenen Kämpfen untergegangen sein (so Löbell 127), teils seinen Vorzug durch die Ausbildung des Königtums verloren haben (Waitz Ii, 41, d. a. R. 207. 104 f.) — Das Volk wohnte in Dörfern zusammen (Xlv de migrantibus. Waitz d. a. R. 124 ff.), trieb vorzugsweise Ackerbau und Viehzucht, auch Jagd und Fischfang (Belege bei Waitz Ii, 33); Weinbau und Gartencultur waren ihm nicht fremd (Xxvh, 6. 10), auch Arbeiten in Gold und Eisen werden erwähnt (Xxxv, 5. Ueber den Fund zu Tournai s. p. 24 n. 3). Ii. Regierung. König, Beamte, politische Gliederung. An der Spitze des Volkes steht der erbliche (Waitz d. a. R. 204) König,3 langes Haar ist sein Abzeichen (reges criniti Greg. Ii, 9 gesta 5, Grimm Ra 239). Bei den Ripuariern erwähnt Gregor zu Chlodovechs Zeit den König Sigibert (s. u.), vorher 1) Das Wort ist vielleicht identisch mit got. lats, ahd. la% = deses, tardus, servus. 5. Müllenhoff bei Waitz d. a. R. 288. 2) Sie war, wie das Vorherrschen des Heidentums in den altsalischen Gegenden im 6. Jahrhundert zeigt, hei der Eroberung durch die Franken stark decimiert worden, gesta 5: Cameracum urbem properavit ibique pauco tempore residens Romanos, quos ibi invenit, inter-fecit. Vgl. Roth Bw. 65 f. 3) Dass zur Zeit der lex nur ein König den ganzen Stamm beherrscht, ist wahrscheinlich (Waitz Ii, 45, Sohm 38); aus Greg. Ii, 42 aber erhellt, dass es vor Chlodovech bei den Saliern eine Mehrzahl von Königen gab, die als Verwandte gelten. Die Herrschaft ruhte teils auf der Wahl des Volkes, teils auf dem Recht bestimmter Geschlechter (Waitz I, 284). Hauptstelle Greg. Ii, 9: ibi iuxta pagos vel civitates reges crinitos super se crea-visse de prima et, ut ita dicam, nobiliori (Waitz I, 193 n. 2) suorum familia. Auch für die Franken bestätigt sich Dahns vielbestrittener Grundsatz, dass das Stammeskönigtum aus dem Gaukönigtum sich entwickelt habe.

5. Annalen des fränkischen Reichs im Zeitalter der Merovinger - S. 109

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Das merovingische Staatswesen. 109 Um das eigentümliche Gebilde des Feudalstaates, welches uns seit dem 10. Jahrhundert in allen christlich - germanischen Reichen entgegentritt, geschichtlich zu erklären, war man auf die Grundlagen der ältesten staatlichen Zustände der Deutschen zurückgegangen und hatte in denselben Verhältnisse zu entdecken vermeint, aus denen sich mit notwendiger Consequenz der spätere Vassailenstaat habe entwickeln müssen. Am bestimmtesten glaubte man diese Entwickelung, welche von den ältesten (taciteischen) politischen Verhältnissen zu dem Lehnsstaat des Mittelalters geführt hat, auf dem Boden der fränkischen Reichsverfassung verfolgen zu können. Als Grundlage des altgermanischen Staates sah man das Gefolgswesen an. Das Verhältnis des taciteischen Gefolgsgenossen zum Gefolgsherrn verglich man mit dem Verhältnis zwischen Vassallen und Lehnsherrn, zunächst nur mit der persönlichen Seite desselben, aus welcher sich aber schon früh durch Verleihung eroberten Gebietes an die Gefolgsgenossen unter bestimmter Verpflichtung die reale Seite des Lehnswesens entwickelt habe. Dem Gefolgswesen ward die grösste Ausdehnung, ein das ganze Leben der Völkerschaft bestimmender Einfluss zugeschrieben; da jeder Adlige das Recht gehabt, ein Gefolge zu halten (princeps bei Tacitus nahm man irriger Weise für gleichbedeutend mit nobilis), in welches nur Gemeinfreie treten durften, so wurden die Comitate äusserst zahlreich und beherrschten bald das ganze Leben des Stammes; ganze Völker waren ihrem Ursprung nach nur grosse Dienstgefolge,1 von denen grosse kriegerische Unternehmungen, ja die hauptsächlichsten germanischen Eroberungen und Reichsgründungen ausgegangen seien. So sollte auch der fränkische Staat schon bei seiner Gründung auf der Grundlage der Gefolgschaft beruhen. Eichhorn (Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte. 5. Aufl.) unterscheidet zwischen den Eroberungen vor und nach Chlodovech; vor Chlodovech wurde eine Verteilung des eroberten Landes nach Loosen vorgenommen (a. a. 0. I, 172), seit Chlodovech verteilte der König das Land an die Gefolgsgenossen zur Belohnung geleisteter Dienste (ebd. 188); aller nicht in den Händen der Romanen befindliche Grundbesitz war Krongut (ebd. 170), das der König verteilte. Die Empfänger wurden leudes und bildeten einen von den übrigen Freien verschiedenen Verband, den Leudesverband, dessen Mitglieder dem König einen besonderen Treueid leisteten und allein heerbannpflichtig waren.2 Innerhalb des Leudesverbandes wird noch ein engeres 1) In den Augen der französischen Schriftsteller sind die germanischen Stämme nichts als Vereinigungen von chefs des bandes ohne staatliches Zusammenleben. Guizot, hist, de la civilisation en France I, 213 bei Roth Bw. n. 147: Toutes les fois que l’assemblee de la nation, ou le roi, ou le patron veut se faire obeir, il faut, que l’individu y consente, ou que la force desordonuee, brutale, l’y contraigne; c’est le libre developpement et la lutte des existences et des libertes individuelles; il n’y a point de puissance publique, point de go uver nem ent, point d’etat. 2) Eichhorn I, 187: ‘Es gab eine sehr grosse Anzahl von Freien, welche dem König wie ein Dienstgefolge zum Krieg verbunden waren, die daher von ihm bei Strafe zu jeder Unternehmung aufgeboten werden konnten. Die Leudes, welche bei den Geschichts-

6. Annalen des fränkischen Reichs im Zeitalter der Merovinger - S. 34

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34 Zweiter Abschnitt. allmählich die Eroberung bis zur Loire aus. Er verlegt die Residenz und damit den Schwerpunkt seiner Macht von Tournai auf das eroberte Gebiet nach Soissons. hierher die Nachricht von einer mehrjährigen Belagerung von Paris durch die Franken in der V. Genov. Bouq. Iii, 370 (obsidionem Parisius per bis quinos [per quinos eine Hds.], ut aiunt, annos a Francis perpessa est); über diese und einige andere noch weniger bestimmte Nachrichten s. Junghans 30 f. Die Veränderung, welche vor sich gieng, erklärt in seiner Weise Procop de bello got. I, 12: An den Sümpfen der Rheinmündungen wohnten vor Alters rsquctvoi — ßäqßaqov ed-vog — ot vvv <i>Qayyol xaxovvtai. tovtcov l/6/u.evoi jlqßoqv/Ol1 qixovv— irvy/avov de !A^ß6qv^0l roti'pojfxutwv Gtqcctlcötcci, yeys-vrifxsvoc' ovg <5'rj Feouavol xarrjxöovg Gcpcßlv i&äxovreg che ouooovg ovrag xal noxiretav rjv ei/ov näxai xaraßaxovtag, 7toir\Gaod-ca ixrj'l'covto re xal navsrjutl 7ioxs{ir]Ge(ovt£g in' um ovg rjsgav. yf^ßociv/oi df äomjv re xcu tvvoiuv ig 'Pwucilovg ivdettjä/uevoi, itvöntg aya&ol tv tcose im noxs/na) lyi-vovxo xal insl ßiüceg&ai avroig re^fj,avol ou% oioi te f]Gav, kiaiqi&Gd-ai re f]!-Covv xal ctxärfxovg xt]lfeoral ytyvegd-ac' a dr\ l4^ßoqv/oi ovtl üxovoioo Ive-Ss'/ovto. Xgioriavol yaq a/xcpors^ot ovrtg trvy/avov' oinco re dg sva Xaov gvvex&ovres dvvdfiewg Irii [itya i/coqtioav. Auch andere römische Soldaten in jenen Gegenden hätten sich angeschlossen. Auf wörtliche Glaubwürdigkeit kann der Bericht des unzuverlässigen Byzantiners (s. zu 500 u. 507) keinen Anspruch machen. Weder der Abschluss eines förmlichen Vertrags (Fauriel 13,35, Löbell 96 f.), noch eine chronologische Bestimmung (v. Sybel 185, Petigny H, 397 ff.) ist demselben mit einiger Sicherheit zu entnehmen. Vielmehr ist mit Waitz (11,54) anzunehmen, dass der Schriftsteller die Tatsache der staatlichen Vereinigung von Franken, Galliern und Römern als einzelnes Ereignis aufgefasst und auf eine bestimmte Begebenheit zurückzuführen gesucht hat. Vgl. Junghans 32 ff.2 Die Masse des salischen Volkes wanderte nicht aus auf den eroberten Boden, sondern blieb in den alten Wohnsitzen. Petigny Ii, 576. Ueber die Lage der römischen Bevölkerung vgl. Loebell 101 ff. 421 ff., Roth Bw. 80 ff., v. Sybel 184, Junghans 35ff, Waitz Ei, 55. Die Römer galten nicht als Unterworfene, es fand keine Landteilung statt, der Privatbesitz blieb ungeschädigt. Das öffentliche Land fiel dem König zu und auf solchem Fiscalgut erfolgte auf Grund königlicher Bewilligung die Niederlassung, die vor Chlod. oft gewaltsam geschehen sein mochte.3 Man unterschied romanische possessores, Grundbesitzer, welche die römische Grundsteuer fortzuentrichten hatten, und tri- 1) Die Armorikaner, d. h. die gallischen Provincialen des tractus armoricanus zwischen Loire und Seine. Caes. b. g. Vii. 75, Z eus s 204 f., Boeck ing not. dign. 106 Petigny Ii, 380. 2) Die Unterwerfung der an der Seeküste angesiedelten Briten erfolgte erst nach Chlodovech. Greg. Iv, 4: nam semper Britanni sub Francorum potestate post obitum regis Chlodovechi fuerunt et comites, non reges appellati sunt. Doch ist die Anerkennung der fränkischen Hoheit, wie schon Valesius I, (1. Vi) 281 ff. nachgewiesen, immer nur eine vorübergehende gewesen. S. zu 578. 587d. 3) Dass diese Landverleihungen zu freiem Eigentum erfolgten, dass in der fränkischen Niederlassung auf den durch Chlodovech eroberten Gebieten die Grundlage des späteren Beneficialwesens nicht zu suchen ist, darf jetzt als ein gesichertes Forschungsergebnis angesehen werden.

7. Annalen des fränkischen Reichs im Zeitalter der Merovinger - S. 36

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36 Zweiter Abschnitt. kannt) und tritt mit einem Teile seines Volks zum katholischen Christentum über.b tuae opis gloriam devotus efflagito: ut si mihi victoriam super hos hostes indulseris — credam tibi et in nomine tuo baptizer —’ Cumque haec diceret, Alamanni terga vertentes in fugam labi coeperunt. Cumque regem suum cernerent interemtum (so auch Cassiod. Var. Ii, 41. Dagegen heisst es V. Vedasti Bouq. Iii, 372: Alamannos cum rege in ditione cepit), Chlodovechi se ditionibus subdunt dicentes: ‘Ne amplius, quaesumus, pereat populus, iam tui sumus.’ At ille prohibito bello coartatoque populo cum pace regressus. Die Zeitbestimmung ‘anno Xv Chlodovechi’ findet sich in einigen Hdss. und den gesta. Dass der Entscheidungskampf bei Zülpich stattgefunden, ist aus Greg. Ii, 37 (hic Sigibertus pugnans contra Alamannos apud Tulbiacense oppidum percussus in geniculo claudicabat) mit Unrecht geschlossen worden; nach V. Vedasti a. a. 0. scheint das Schlachtfeld am oberen Ehein gesucht werden zu müssen; vgl. Junghans 41. Doch hat Zülpich noch immer Anhänger; die Literatur bei Waitz Ii, 65 n. 2, vgl. Bornhak 209 n. 2. Eine Anzahl flüchtiger Alamannen ward von Theoderich d. Gr. in Schutz genommen (er schreibt an Chlodov. Cass. Var. Ii, 41: motus vestros in fessas reliquias temperate — estote illis remissi qui nostris finibus celantur exterriti), er wies ihnen an der Nordgrenze seines Reichs, in Rhaetien, feste Wohnsitze an, vermutlich mit der Verpflichtung des Grenzschutzes. Vgl. Ennodius paneg. c. 15, Agathias I, 6 p. 27. Die aus diesen Stellen gezogene Folgerung, Teile des alamannischen Gebietes seien damals an Theod. übergegangen (vgl. z. B. Stalin I, 150, Bornhak 212 n. 1), ist ebenso unhaltbar wie die Annahme, dass damals alamannische Gebiete frei geblieben seien. Vgl. Junghans 44 ff. Die Literatur bei Waitz Ii, 66 n. 2. Wahrscheinlich wurde ein Teil des Landes (die Gebiete um Neckar und Main) geradezu fränkisch, während das übrige (das spätere Herzogtum Alamannien) nur den Herrscher wechselte, sonst aber Nationalität und heimisches Recht bewahrte. W aitz Ii, 68. b) Die Taufe ward Weihnachten 496 (ep. Aviti 41. Bibi. Max. Patrum Ix, 580 A. Bouq. Iv, 49) zu Reims (V. Vedasti a. a. 0.) durch Erzb. Remigius an Chlodovech (Mitis depone colla Sicamber: adora quod incendisti, incende quod adorasti), seiner Schwester Alboflede und mehr als 3000 Franken vollzogen. Greg. Ii, 31. Ueber im Einzelnen abweichende Berichte Junghans 57 ff. 147 f. Die hohe Wichtigkeit, welche man innerhalb der katholischen Kirche dem Uebertritt Chlodovechs beilegte, bezeugen die Glückwunschschreiben des Bischof Avitus v. Vienne (a. a. 0.) und des Papstes Anastasius Ii. (Jaffe Reg. Pont. n. 497), vgl. Baxmann I, 22, Rückert 319. Die katholische Kirche gewann dem Arianismus gegenüber eine feste Stütze am fränkischen Reiche, Chlodovech die für Ausbreitung seiner Herrschaft sehr wesentliche Unterstützung der romanischen Geistlichkeit (Fauriel H, 41). Seine Taufe war der erste Schritt zu der weltgeschichtlichen Verbindung des Germanentums mit der römischen Kirche. Ueber die Motive der Bekehrung Chlodovechs vgl. die beachtenswerten Worte Loebells 212 f. Welchen Einfluss dieser Schritt des Königs auf das Volk übte und wann die Gesammtheit desselben ihm hierin nachfolgte, ist nicht sicher zu bestim-

8. Annalen des fränkischen Reichs im Zeitalter der Merovinger - S. 2

1873 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
2 Erster Abschnitt. am Ehein’ Bonn 1856 und Roth in Pfeiffers Germania I. 34 ff. Vgl. auch Grimm Gds. I, 520. Die Abhandlung von Wormstall ‘die Herkunft der Franken von Troja’ 1869 kenne ich nur aus dem Citat bei Waitz Ii, 20 n. 2. Ueber die Amplification dieser gao-e durch Trittheims Fälschung und den angeblichen Geschichtsschreiber Hunibald s. Lob eil 378 ff. Es darf jetzt als ausgemacht gelten, dass die Franken nicht als ein neues, aus fernen Sitzen eingewandertes Volk in der Geschichte auftreten, dass vielmehr unter diesem Namen seit Anfang des 3. Jahrhunderts eine Eeihe von vorher wolbekannten Völkerschaften zusammengefasst werden. Die wissenschaftliche Begründung dieser schon von älteren französischen Gelehrten, am schärfsten von Freret (1714 vgl. Thieily p. 34) aufgestellten Ansicht ist das Verdienst von Grupen, observatio de primis Francorum sedibus originariis. Hanoverae 1758. Vgl. v. Ledebur, Bructerer p. 248 ff., Zeuss 325 ff., Loeb eil 384 ff., Fauriel I, 155ff., Mosler de primordiis Francorum p. 2 ff., Waitz 11,8. n. 3. Die Etymologie des Namens ist unsicher (Literatur bei Loebell 384 n. 1.) Grimm führt das Wort der älteren Deutung (sie findet sich schon bei dem grossen Juristen Hotomannus 1574, vgl. Thierry p. 25) gemäss auf den Begriff frank und frei zurück und will den Namen der volkstümlichen Waffe eher aus dem des Volkes — framea sei Entstellung aus franca (?) — abgeleitet sehen als umgekehrt. Auch Zeuss 326 n. erklärt die Franken als die Freien. Leo I, 256, welcher auf das Bedenkliche der Grimmschen Ansicht hinweist (255), erinnert an das gaelisch - keltische ffrank = lockig, behaart, crinitus. Den ersten urkundlichen Beleg des Namens bietet die unter dem Namen der tabula Peutingeriana bekannte, im 3. Jahrhundert entstandene (eine nähere Bestimmung ist mislich. S. Müllenhoff ‘über die Weltkarte und Chorographie des K. Augustus’ Kiel 1856 p. 4 ff.) römische Strassenkarte. Hier erscheinen am Niederrhein die Worte: Chamavi qui el Pranci d. h. et Franci, darüber den Ehein aufwärts: Francia. Burcturi (Bructerer). Vgl. Zeuss 326, v. Wietersheim Ii, 368. Dederich ‘Julius Caesar am Ehein’ Paderborn 1870 p. 82 ff. bezieht die Worte qui et Franci nicht nur auf die Chamaven, sondern auch auf die durch Emendation von ihm hergestellten Namen der Chattuarier und Ampsivarier und nimmt an, dass aus dieser ‘ chamavischeu Völkerverbindung’ der ‘Frankenbund’ hervorgegangen sei. Vgl. Gesch. d. E. u. D. p. 146ff. — Man ist gewohnt die Franken als eine Vereinigung der Völkerschaften des istaevomschen (Tac. Germ. 2) Stammes anzusehen (Waitz Ii, 8), wie man die Ingaevonen in den Sachsen und Frisen, die Herminonen in den Alamannen hat wieder finden wollen (Waitz 1,11. n.3. Etwas modificiert ist diese Auffassung bei Leo I, 202 ff.). Es muss aber doch bezweifelt werden, ob die taciteische Dreiteilung der germanischen Stämme der natürlichen Gliederung des germanischen Volkes entsprochen hat (vgl. namentlich Us mg er Forsch. 1871. Xi, 595 ff.); was im Besonderen die Völkerschaften betrifft, welche nachher unter dem Frankennamen auftreten, so ist eine Stammesverwandtschaft derselben, welche sie in ältester Zeit von anderen Stammesverbindungen unterschieden hätte, durchaus nicht zu erweisen (Usinger 604 ff.)- Und wie sie vorher keinen besonderen Volksstamm gebildet haben, so sind sie auch nachher keine politische Vereinigung gewesen, die et\\u, zum gemeinsamen Kampf gegen Eom zusammengetreten wäre.1 Nur zufällig und wec 1) Was überhaupt von der noch immer verbreiteten Annahme grosser V ölkerb und nisse, die zum Kampf gegen die römische Herrschaft geschlossen sein sollen, zu halten is; !zeig Waitz I, 343. vgl. Ii, 10. Auch v. Wietersheim erklärt sich (Ii, 335 ff) geg“ Ansichten derjenigen Forscher, welche die Franken aus einer zum gemeinst^haftlichen Kampt gegen Eom gebildeten Vereinigung mehrerer Volker, oder aus den Gefolgschaften v dener Stämme entstehen lassen (so Müller d. deut. Stämme I, 279). Abenteuerlich ist aber seine eigene Hypothese (11,346): Schaaren kriegslustiger Abenteurer aus verschiedenen V hätten sich verpflichtet, den Krieg gegen Rom gleichsam gewerbsmässig zu treiben und led g lieh deshalb einen gemeinsamen Namen sich beigelegt, oder empfangen,

9. Annalen des fränkischen Reichs im Zeitalter der Merovinger - S. 5

1873 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
Vorgeschichte, c. 200 — 481. 5 Stammes, welcher auf das ganze Volk tibergegangen sei. Nach der Zersplitterung des Volkes durch Tiberius hörte der Name als Gesammtbezeichnung auf und es machten sich von Zeit zu Zeit die Namen anderer Stämme geltend (Marser und dann Salier), welche in der Folge den grossen sigambrisch-fränkischen Völkerbund bildeten, dem sich Cha-maven, Attuarier u. a. angeschlossen hätten. Doch wird sich weder die Vorstellung eines ‘Völkerbundes’, noch die Abhängigkeit der Salier von den Sigambern sicher begründen lassen. — Der Name der Sigambern wird seit Tiberius erst wieder von Ptolemaeus genannt (südlich von den Bructerern am Rheinufer) und tritt dann auf der tab. Peut. entgegen, östlich von den Chamaven auf dem mit Francia bezeichneten Raume. (Zeuss 87. 326.). Weiteres s. unter b. — 5) Salier s. unter b. — Ueber die weitere Ausdehnung des Frankennamens den Rhein hinauf bis zu den Alamannen s. unter d. (Zeuss 327).1 b) Salier, der fränkische Hauptstamm, oft schlechtweg Franken genannt (so stets von Gregor; bei Jord. de reb. get. 36 werden Franci und Riparii geschieden; s. zu 451). Der Name zuerst bei Amm. Marc. Xvii, 8, 3: petit primos omnium Francos, eos videlicet quos consuetudo Salios appellavit. (s. zu 358). Sie begegnen zuerst auf der batavischen Insel (s. zu 290), wohin sie aus unbekannten Ursitzen eingewandert waren. Zosim. Iii, 6. p. 130: rö Z'cc/.üov sd-vog, ’Poccyxwv utioijoloov, ix rrjg ofxetctg yjooaq vtco Za%6vo)v elg ravrrjv Trjv vrjaov anskad-ivrag. Die unsichere Namensähnlichkeit hat wol dazu geführt die olxtiu %(6(>cc an der Yssel (Isala) im Sallande (pagus Salon) zu suchen (Ledebur 77 ff. Zeuss 329). Auf das eigentliche Mündungsland weist Procop. de b. g. I, 12 p. 63: 'Prjvog ')'i lg tov cuxeavdv Ixßolag tcolutui. M/jvccc ts tvtctvd-a, ov <f>) rsq/javoi ro ncü.aiov cöxrjvto, ßäoßa.oov t'hvog, dl vvv <f>Q«yyoi xccxoüvtcu. Vgl. Eumen. paneg. in Constantin. 6: intimas Franciae nationes — a propriis ex origine suis sedibus atque ab ultimis barbariae litoribus avulsas.2 s. z. 292. Ein unverkennbarer Zusammenhang besteht zwischen Saliern und Sigambern: Sidon. Apollin. carm. 13 v. 31: detonsus Vachalim (Waal) bibat Sicamber. Claudian de laude Stilic. I, 222: Vt Salius iam rura colat flexosque Sicambri In falcem curvent gladios. Lydus de magistr. Iii, 56: cog c$£ xcd Svyäfaßqocg Inayqutcvttv ritieclel (<pqccyxovg ccvroug r/ys/jovog xakovoiv Inl tov nciqovrog ol thqi ‘Prjvov xcd 'Podccvov). Nach gesta c. 1 (s. o.) bewohnten die Franken einst die Stadt Sicambria. Mehr bei Waitz Ii, 22. n. 5. Franken und fränkische Könige werden oft Sigambrer genannt (s. zu 496b), selbst das Volk heisst einige Male Sicainbrorum gens, S. natio-(Die Stellen vollständig bei Waitz Ii, 23 n. 1.) Diese Verbindung des fränkischen (sali-schen) Namens mit dem der Sigambern hat seit Ledebur (78) viele Forscher veranlasst, beide Völker für identisch zu halten. Zeuss (326. 328 f.) sieht in der Bezeichnung Franken oder Salier nur einen neuen Namen für die Sigambern, ähnlich Leo (I, 215 f.) gestützt auf Strabo Vii, 2, dem sich Born hak (p. 136 f.) anschliesst; auch Dederich (p. 150) u.a. sind dieser Ansicht. Bender, Avelcher sich lebhaft gegen diese Annahme erklärt (24 ff.), sucht darzutun, dass die Salier eine Abteilung der Chamaven waren. Am meisten Wahrscheinlichkeit hat die Vermutung von Waitz (Ii, 24 vgl. G. G. A. 1858 p. 632), dass die Salier bei ihrem Vordringen neben den von Tiberius auf das linke Rheinufer verpflanzten Sigambern (s. unter a) Sitze gefunden und sich mit diesem zu einem Volke 1) Im Vorstehenden sind nur die unzweifelhaft fränkischen Völkerschaften aufgeführt, doch haben gewiss ebenso wol einzelne Bestandteile anderer Stämme (Bructerer, Chatten, Bataver) als auch ganze Völkerschaften kleineren Umfangs (Tubanten, Tencterer, Usipeter, Mattiaken?) sich mit ihnen verschmolzen. Von Frisen, Cimbern, Chauken, Cheruskern (L ede-b u r 251 f.) kann freilich nicht wol die Eede sein. Die Bructerer scheinen in ähnlicher Weise eine Mittelstellung zwischen Franken und Sachsen eingenommen zu haben, wie die Chatten zwischen Franken und Alamannen. 2) Als Meerküstenbewohner im Gegensatz zu den Flussuferbewohnern (Ripuariern) erklärt Leo I, 257 den Namen Salier: Franci maritimi von dem gaelisch - keltischen säile Salzwasser, Meer.

10. Annalen des fränkischen Reichs im Zeitalter der Merovinger - S. 148

1873 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
148 Anhang zum zweiten und dritten Abschnitt. in Angelegenheiten des Glaubens die Entscheidung von Rom einholen (s. p. 59 n. 1, p. 97 zu 595°, p. 99 n. 1, p. 100 zu 602b. Vgl. Broecker p. 81 f.). Eine besondere Stellung nahmen die Aebte eximierter Klöster ein, dagegen lassen sich die Aebte herrschaftlicher Klöster und die Vorsteher privater Kirchen nur den Beamten der geistlichen und weltlichen Grossen vergleichen (Waitz Ii, 397). 2. Bedeutung des Episcopats, Einfluss und Macht der Kirche überhaupt. Die Bischöfe hatten unter römischer Herrschaft nicht nur im kirchlichen, sondern auch im bürgerlichen Leben eine sehr einflussreiche Stellung behauptet. Ihnen. stand das Recht zu, auch bürgerliche Rechtshändel unter Zustimmung beider Teile zu schlichten und ihr Ausspruch muste durch die weltliche Obrigkeit vollzogen werden, sie hatten für eine unparteiische Rechtspflege zu sorgen, sie führten eine ausgedehnte Sittenaufsicht, der auch obrigkeitliche Personen unterworfen waren, ihnen lag die Aufsicht über die Lebensmittel und über die öffentlichen Gefängnisse ob, sie hatten Einfluss und Stimme bei der Ernennung von Vormündern1 (Walter, Kirchenrecht, 13. Aufl. §. 182. 184. 188. Gieseler Kircheng. 4. Aufl. I, 2 p. 164ff. Löbell 253). Die Bedeutung ihrer Stellung steigerte sich in der langen Uebergangsperiode, als die römische Herrschaft durch die germanischen Eroberer verdrängt wurde und es häufig an einer festen, staatlichen Autorität fehlte. Oft ergriffen sie die politische Leitung ihrer Städte und schlossen im Namen derselben Verträge mit den Eroberern ab, blieben auch nachher die natürlichen Vertreter und Beschützer der romanischen Einwohnerschaft den neuen Herren gegenüber (Löbell 253 f., Fehr 331 ff., Waitz Ii, 390 n. 2. 3). Von den fränkischen Königen wurden dann die Bischöfe nicht nur im Besitz ihrer alten Rechte anerkannt, sondern auch mit neuen Ehren und Würden ausgestattet. Die neuen Herrscher sahen in ihnen nicht nur die einzigen Repräsentanten höherer geistiger Bildung und die Priester ihrer neuen Religion, sondern sie bedienten sich ihrer auch, um durch sie wegen ihres Einflusses auf die Bevölkerungen 2 ihre Herrschaft zu fester Anerkennung zu bringen. So kam es, dass nicht nur einzelne Bischöfe eine hervorragende Stelle im Rate des Königs einnahmen, sondern dass auch den Versammlungen der Bischöfe Staatsangelegenheiten zur Beratung, ja zur Entscheidung vorgelegt wurden. (Vgl. Löbell 257 f. S. oben p. 120). Die Kirche erfreute sich erheblicher Vorrechte. Ueber die Befreiung von der Heerespflicht s. o. p. 141. Steuerfreiheit genoss die Kirche an sich nicht, doch wurde die Steuer häufig durch königliches Privileg erlassen (Löbell 262 f., 1) Ueber das Asylrecht der Kirche, welches sich von den heidnischen Tempeln auf die christlichen Kirchen übertragen hatte und nicht -wenig dazu beitrug, die Gewalt der Kirche über das Volk zu befestigen, da in den Zeiten der Gewalt und Willkür die Kirche oft die einzige Zuflucht gegen Verfolgung bot, Tgl. Löbell 264 ff S. auch Gieseler I, 2 p. 171 n. 11. 2) Wie gross derselbe war, zeigt z. B. die Geschichte des Gundovaldschen Krieges, wo in den meisten Fällen die Parteistellung der Bischöfe für die Haltung der einzelnen Gemeinden entscheidend war. S. o. p. 84 f., p. 87 n. 1.
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